Die Schnecke

Nachdem ich meinen Sohn heute früh liebevoll in seinen Schultag verabschiedet und mich auf dem Rückweg befunden hatte, fiel mir eine Schnecke ins Auge. Sie kroch am Wegesrand entlang und ich nahm mir ein bisschen Zeit, um sie zu beobachten.

Auf einmal fühlte ich mich von diesem kleinen Geschöpf dazu inspiriert über mich nachzudenken und ich gelang schließlich zu der Erkenntnis, dass sich die Schnecke stets in einer gleichbleibend langsamen Geschwindigkeit auf ihr Ziel zubewegt. Es handelt sich bei diesem meist um ein für sie, sehr nahrhaftes Objekt, welches zum Beispiel der Bestandteil eines schmackhaften Bouquets aus frischem Salat, prallen Tomaten oder einer Variation aus knackigen Gurken und diversen Kohlarten in Nachbars Garten sein kann.

Für die Schnecke definiere ich ihre Mahlzeiten, als eine von vielen kleinen Inseln in ihrem Alltag. Sie schenken ihr Kraft, belohnen sie und geben ihr immer wieder einen Grund weiter zu kriechen. In ihrem eigenen Tempo und von der Natur so gewollt. Vergleiche ich nun den Sinn des Lebens dieser Schnecke mit dem Sinn meines Daseins, dann kann ich noch eine ganze Menge lernen.

Für mich ist zum Beispiel die Liebe so ein nährendes Ziel. Aus diesem Grund schließe ich aus der heutigen Begegnung, dass ich mir selbst in jedem Moment meines Lebens die Möglichkeit schenken kann, es liebend zu führen. Zum Beispiel, indem es mir gelingt, mich ebenso gelassen und fokussiert auf die vielen Gelegenheiten alias Inseln hinzubewegen, die sich mir im Laufe eines Tages bieten.

Das kann ein liebevoll zubereitetes Essen aus frischen Zutaten sein. Eine Insel, für die sich ein Anlegen, Verweilen, Ankommen lohnt, denn ein bewusster Verzehr von Lebensmitteln, in Bezug auf den Geruch, Geschmack, die Konsistenz und Temperatur und auch auf deren Herkunft, erzeugen große Glücksgefühle in mir.

Mir fallen unzählige andere Möglichkeiten ein, die es mir ermöglichen, mir selbst Kraft zu schenken und einen Grund, um weiterzuleben. In meinem eigenen Tempo. Dafür bin ich dankbar.

Mir selbst dieser Dankbarkeit bewusst sein zu können, macht mich glücklich. Durch das Vertrauen in mich selbst und das Wissen, aus der Liebe der Natur zu sich selbst und zum Leben entstanden zu sein und damit, allein durch mein Dasein, einen Sinn zu erfüllen, stimmt mich zufrieden und sicher. 

Dafür geliebt zu werden, dass es mich gibt und mir gleichzeitig die Fähigkeit zu bewahren, Liebe schenken zu können, empfinde ich als meine wahre Bestimmung.

Ich möchte sie leben, in einer Geschwindigkeit, die sowohl meinem Körper, als auch meinem Geist wohl bekommt, dadurch beide nährt und gesund erhält. In Ruhe die kleinen und großen Geschenke, die das Leben mir bietet, wahrnehmen können.

Diese Möglichkeit, betrachte ich als ein großes Geschenk für jeden von uns.

Sie kann ein zufriedenes, friedliches und liebevolles Zusammenleben aller Geschöpfe ermöglichen.

Beginnen wir damit, uns die Zeit dafür einzuräumen, unsere intuitiven Fähigkeiten als liebende Wesen wahrzunehmen und ihnen auch zu vertrauen, dann gönnen wir unserem Kopf ab und an eine Pause. Fokussieren wir uns ein bisschen mehr auf einen achtsamen und liebevollen Umgang mit uns selbst und das, was uns umgibt, kann das für uns bedeuten, dass wir auf eine bedeutsame, in uns beheimatete Fähigkeit stoßen. Nämlich einen inneren Raum zu erschaffen, für die ideelle Bedeutung dessen, was uns umgibt, während wir dadurch unsere materiellen Ansprüche zurückschrauben.

Es kann uns demzufolge gelingen, auf ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Fertigkeiten zurückzugreifen. Denn anstatt uns von außen, mittels Materie und daraus resultierend, anerzogen beziehungsweise passiv glücklich und somit auch, davon abhängig machen zulassen, gelingt es uns mithilfe dieser angeborenen Fähigkeiten uns selbst, aus uns heraus und aktiv, glücklich zu machen.

Eine kleine Schnecke am Wegesrand zu bemerken, die übrigens in ihrem Leben viel meistert, wenig Ressourcen beansprucht und im Einklang mit sich und der Natur lebt, kann da schon ein guter Anfang sein.