Patchwork, Hochsensibilität, bedürfnisorientiert

Monat: Juli 2022

Gedanken zum Tag

In den ersten Minuten

In den ersten Minuten eines neuen Tages liege ich eingekuschelt in meine Decke, meist mit Kinderfüßchen in Bauch und Rücken, in unserem großen Bett während es vor dem, durch unseren Atem, mit kleinen Regentropfen behangenen Schlafzimmerfenster morgendlich zu dämmern beginnt.

Dann höre ich meinen Kindern beim Träumen zu. Sie schlafen tief und zufrieden. Diese Gelegenheit nutze ich, um mich auf leisen Sohlen in meinen selbstgestrickten Socken aus dem Schlafzimmer zu schleichen.

In den ersten Minuten dieses neuen Tages ist die Küche, in der ich mir eine Tasse frischen Kaffee brühe, meine allererste Anlaufstelle. Wenn beim Öffnen der Vorratsdose der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee in meine Nase wandert, dann packt mich ein Gefühl der Vorfreude und ich erahne, den mir vertrauten, Geschmack auf meiner Zunge.

Das Geräusch des Röchelns und Zischens, das beim Verdampfen der letzten Wassertropfen entsteht, empfinde ich als eine allmorgendliche Melodie in meinen Ohren. Sie verspricht mir Gutes und ist mein persönlicher Gute Laune Song.  Denn dann kann ich endlich in Richtung Balkon schleichen.

Sobald ich die Tür, die mich nach draußen führt, leise hinter mir schließe, während mich die Dunkelheit verschluckt, empfinde ich ein ganz besonderes Gefühl von Freiheit.

Es sind diese ersten Minuten des Tages, die ich dafür nutze, um ganz und nur bei mir selbst zu sein, um in Ruhe das Röstaroma meines Kaffees auf der Zunge wahrnehmen und ungestört meinen Gedanken nachhängen zu können. Sie sind morgens ganz frisch, unverbraucht und vor allem wenig fremdbestimmt.

Dann spüre ich mich selbst. Meine Gefühle und Bedürfnisse bekommen einen Raum.

In diesen ersten Minuten des Tages kann ich mir in Ruhe überlegen, wie ich diesen Raum auch im Laufe des restlichen Tages für mich gestalten möchte.

Bleibt im Anschluss an dieses kleine Morgenritual noch etwas ungestörte Zeit übrig, dann notiere ich meine Gedanken, Erkenntnisse und meine Stimmung in einem Tagebuch. Diese Notizen helfen mir dabei, den besonderen Glanz dieser allmorgendlichen Bewusstseinsmomente festzuhalten und wenn ich sie mir zu einem späteren Zeitpunkt durchlese, erzeugen sie in mir das gleiche Glücksgefühl.

In den ersten Minuten des Tages, wenn ich, mit einer Tasse Kaffee in den Händen, in den mit Wolken oder Sternen übersäten Himmel blicke, bin ich dankbar. Mir die unzähligen wunderschönen kleinen und großen Geschenke des Lebens bewusst zu machen, hilft mir, mich mental im Hier und Jetzt niederzulassen. Mich sicher und geborgen zu fühlen. Die noch kühle Morgenluft tief durch Mund und Nase einsaugend, erwache ich zunehmend zum Leben und spüre deutlich, dass jetzt Sommer ist.

In den ersten Minuten des Tages betrachte ich mein Leben als ein großes Geschenk und überlege mir aus dieser wundervollen Erfahrung heraus, wie ich es heute wieder mit Liebe füllen und großer Dankbarkeit fühlen und feiern kann.

Es sind kraftvolle, erquickende, manchmal auch wehmütige, sehnsüchtige erste Minuten. An jedem Tag hält meine Seele eine andere Zusammensetzung aus Gedanken und Gefühlen bereit, deren Intensität ebenso variiert.

Ich fühle mich dazu in der Lage und dafür verantwortlich, mein Leben und die vielen Wohlfühlinseln eines Tages, selbst zu kreieren. Diese besonderen, ungestörten, authentischen, ersten Minuten meines Tages sind ein guter Anfang dafür, denn ich nehme mich selbst an und das Glück für mein Leben in die Hand.

Gedanken zum Tag

Die Schnecke

Nachdem ich meinen Sohn heute früh liebevoll in seinen Schultag verabschiedet und mich auf dem Rückweg befunden hatte, fiel mir eine Schnecke ins Auge. Sie kroch am Wegesrand entlang und ich nahm mir ein bisschen Zeit, um sie zu beobachten.

Auf einmal fühlte ich mich von diesem kleinen Geschöpf dazu inspiriert über mich nachzudenken und ich gelang schließlich zu der Erkenntnis, dass sich die Schnecke stets in einer gleichbleibend langsamen Geschwindigkeit auf ihr Ziel zubewegt. Es handelt sich bei diesem meist um ein für sie, sehr nahrhaftes Objekt, welches zum Beispiel der Bestandteil eines schmackhaften Bouquets aus frischem Salat, prallen Tomaten oder einer Variation aus knackigen Gurken und diversen Kohlarten in Nachbars Garten sein kann.

Für die Schnecke definiere ich ihre Mahlzeiten, als eine von vielen kleinen Inseln in ihrem Alltag. Sie schenken ihr Kraft, belohnen sie und geben ihr immer wieder einen Grund weiter zu kriechen. In ihrem eigenen Tempo und von der Natur so gewollt. Vergleiche ich nun den Sinn des Lebens dieser Schnecke mit dem Sinn meines Daseins, dann kann ich noch eine ganze Menge lernen.

Für mich ist zum Beispiel die Liebe so ein nährendes Ziel. Aus diesem Grund schließe ich aus der heutigen Begegnung, dass ich mir selbst in jedem Moment meines Lebens die Möglichkeit schenken kann, es liebend zu führen. Zum Beispiel, indem es mir gelingt, mich ebenso gelassen und fokussiert auf die vielen Gelegenheiten alias Inseln hinzubewegen, die sich mir im Laufe eines Tages bieten.

Das kann ein liebevoll zubereitetes Essen aus frischen Zutaten sein. Eine Insel, für die sich ein Anlegen, Verweilen, Ankommen lohnt, denn ein bewusster Verzehr von Lebensmitteln, in Bezug auf den Geruch, Geschmack, die Konsistenz und Temperatur und auch auf deren Herkunft, erzeugen große Glücksgefühle in mir.

Mir fallen unzählige andere Möglichkeiten ein, die es mir ermöglichen, mir selbst Kraft zu schenken und einen Grund, um weiterzuleben. In meinem eigenen Tempo. Dafür bin ich dankbar.

Mir selbst dieser Dankbarkeit bewusst sein zu können, macht mich glücklich. Durch das Vertrauen in mich selbst und das Wissen, aus der Liebe der Natur zu sich selbst und zum Leben entstanden zu sein und damit, allein durch mein Dasein, einen Sinn zu erfüllen, stimmt mich zufrieden und sicher. 

Dafür geliebt zu werden, dass es mich gibt und mir gleichzeitig die Fähigkeit zu bewahren, Liebe schenken zu können, empfinde ich als meine wahre Bestimmung.

Ich möchte sie leben, in einer Geschwindigkeit, die sowohl meinem Körper, als auch meinem Geist wohl bekommt, dadurch beide nährt und gesund erhält. In Ruhe die kleinen und großen Geschenke, die das Leben mir bietet, wahrnehmen können.

Diese Möglichkeit, betrachte ich als ein großes Geschenk für jeden von uns.

Sie kann ein zufriedenes, friedliches und liebevolles Zusammenleben aller Geschöpfe ermöglichen.

Beginnen wir damit, uns die Zeit dafür einzuräumen, unsere intuitiven Fähigkeiten als liebende Wesen wahrzunehmen und ihnen auch zu vertrauen, dann gönnen wir unserem Kopf ab und an eine Pause. Fokussieren wir uns ein bisschen mehr auf einen achtsamen und liebevollen Umgang mit uns selbst und das, was uns umgibt, kann das für uns bedeuten, dass wir auf eine bedeutsame, in uns beheimatete Fähigkeit stoßen. Nämlich einen inneren Raum zu erschaffen, für die ideelle Bedeutung dessen, was uns umgibt, während wir dadurch unsere materiellen Ansprüche zurückschrauben.

Es kann uns demzufolge gelingen, auf ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Fertigkeiten zurückzugreifen. Denn anstatt uns von außen, mittels Materie und daraus resultierend, anerzogen beziehungsweise passiv glücklich und somit auch, davon abhängig machen zulassen, gelingt es uns mithilfe dieser angeborenen Fähigkeiten uns selbst, aus uns heraus und aktiv, glücklich zu machen.

Eine kleine Schnecke am Wegesrand zu bemerken, die übrigens in ihrem Leben viel meistert, wenig Ressourcen beansprucht und im Einklang mit sich und der Natur lebt, kann da schon ein guter Anfang sein.

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